Rückblick auf das vergangene Jahr
Es ist kurz vor dem Sommerfest und obwohl ich nun seit fast einem Jahr hier auf Buchenhöh und in den umliegenden Wäldern bin, ist meine Zeit doch so erfüllt wie selten zuvor. Ewain wächst und gedeiht und Gerda wird dieses Jahr volljährig werden. Ich war vor einigen tagen mit Lysanne, dem kleinen Ewain, Gerda, Rogin, Sieglinde und Ik Ike in Heldengrat. Die Arbeiten kommen gut voran. Tumbil und Kage haben ein kleines Fest ausgerichtet, um unser Wiedersehen zu feiern. Allerdings bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie das Fest nicht ohnehin gefeiert hätten… Jedenfalls gab es ein ordentliches Gelage, aus dem ich mich wie stets ein wenig herausgehalten habe.
Danach sind Tumbil, Ik Ike und Kage zu einem kleinen Abenteuer in den nahen Wald aufgebrochen, das sie nur knapp überlebt haben! Scheinbar sind sie ohne vernünftige Ausrüstung in die Wälder aufgebrochen und haben den Wald damit gegen sich aufgebracht, dass sie – wenn auch unbewusst – einem heiligen Tier Melikis und Vertans nachgestellt haben. Wirklich sehr ungewöhnlich, das alles.
Während Lysanne und ich uns entspannt Heldengrat ansahen, fiel mir wieder ein, dass ich meinen Freunden unbedingt noch vom Brunnen der Ewigkeit erzählen sollte:
Der Brunnen der Ewigkeit
Im vergangenen Herbst fand mich ein Meldereiter aus Himmelsblick, einem Dorf nahe Himmelstor. Die guten Leute erbaten die Hilfe ihres Lord Protektors, und so machte ich mich schnell auf den Weg. Kurz vor Himmelstor schlossen sich zwei aufdringliche und mit den Geistesgaben mäßig gesegnete Inquisitoren uns an, um uns zu ihrem Anführer zu bringen. Überraschender Weise – oder war es überhaupt überraschend? – war Viktor dies mittlerweile und so verließ ich sein Hauptquartier, um ihn in dem exquisiten Gasthaus zu empfangen, in welchem wir bei unserem letzten gemeinsamen Aufenthalt in der Stadt untergekommen waren. Er bat mich, mir die alte und verfluchte Stadt Nachtschatten einmal anzusehen. Ich habe bereits ein buch darüber gelesen, es ist wirklich ein interessanter Ort, den es mit gebotener Vorsicht zu beschauen gilt.
Jedenfalls, um diesen Teil der Geschichte abzukürzen, wurden die armen Menschen von Himmelsblick von den unruhigen Träumen eines mächtigen Illusionisten geplagt, der jedoch zu seinem – und ihrem – Unglück stark unter dem Gift des Traumpilzes litt. Ich konnte ihn heilen und zum Dank erlaubte er mir, sein Hauptwerk über Illusionen in 8 Bänden zu kopieren und zu studieren. Den Einwohnern von Himmelsblick vermachte er nicht wenige Goldmünzen, um ihr Leid ein wenig zu lindern, und auch ich selbst erlaubte mir, einige hübsche Edelsteine mitzunehmen.
So spendete ich Talon noch eine goldene Kuppel, die, wie ich den Leuten erklärte, das Sprachrohr Talons sei und seine Macht mehre. Damit er weiß, wer ihm dieses Geschenk gemacht hat, veranlasste ich eine Aufschrift in großen goldenen Lettern:
„Für Talon – vom Lord Protektor“
Außerhalb von goldenen Kuppeln, so legte ich ihnen nahe, sollten sie lieber zu Meliki beten, denn dies sei ihre Domäne. Dementsprechend gibt es im Wald hinter dem Dorf nun ein kleines Heiligtum.
Auf dem Weg zurück kam ich an einem Bergdorf vorbei, in dem ich vor langer Zeit einmal Rast gemacht hatte. Doch als ich einkehrte, sah ich die Menschen ängstlich und in Schrecken vor einer Bestie, die im Wald lebt und nun Menschen gerissen hatte. Voll Trauer erzählte mir dies der Dorfälteste, ein Priester eines alten, fast vergessenen Gebirgsgottes. Ich habe ihm später einen Schrein im Gebetsgarten gestiftet.
Der Alte brachte mich zum Rand des verfluchten Waldes und ich erkundete ihn in Vogelgestalt. Des Nachts ertönte fürchterliches Heulen und Jaulen und schließlich sah ich die Bestie. Ich folgte ihr lange, die ganze Nacht hindurch, und im Morgengrauen erreichten wir eine Hütte im Wald, vor der sie sich zurück verwandelte in einen Elfen. Ich sprach mit ihm und es zeigte sich, dass er schon sehr, sehr lange verflucht war. jede Nacht verwandelte er sich in dieses Ungeheuer und tötete alle um ihn herum, ob Freund, Feind, oder Geliebte. Um den Fluch zu brechen fehlten ihm einige Zutaten, darunter das Blut eines Drachen.
Wie es der Zufall so wollte, gab es im Gebirge, gar nicht so weit, wenn man ein Vogel ist, eine Drachin, die ich aufsuchen konnte. Ich erklärte ihr die Lage und gegen einen Gefallen, den ich vorerst schuldig bleiben musste, gab sie mir von ihrem Blut. Damit kehrte ich zurück und wir vollzogen am Brunnen der Ewigkeit das Ritual, um den Fluch zu brechen – mit Erfolg! Außerdem trank ich von dem Brunnen, was doch sehr erfrischend war.
Bevor wir morgen einmal wieder in unserer alten Gemeinschaft aufbrechen, will ich meinen Gefährten den Brunnen zeigen, damit auch sie davon trinken mögen. Gerda wird zu ihrem Geburtstag dieses Geschenk erhalten.
Eine gar festliche Feier
In den vergangenen Tagen nämlich habe ich ein großes Fest anlässlich der Sommersonnenwende abgehalten. Im Vorfeld wurde Gericht gehalten, dann kamen viele interessante und auch mächtige Gäste der Völker und erwiesen mir die Ehre und Freude ihrer Anwesenheit. Zum Abschluss gab es am gestrigen Tage ein spannendes Turnier mit fünf Disziplinen, in denen Körper und Geist geprüft und die Siegerinnen und Sieger mit Preisen und Ehre belohnt wurden. Natürlich zeichnete ich auch die besten frisch gebackenen Handwerksgesellen des Lehens aus. Der kleine Ewain erhielt viele Geschenke zu seiner ersten Sonnenwendfeier.
Doch nun will ich mich schlafen legen. Morgen gehe ich auf Reisen.
Veröffentlicht in Fillmores Reisetagebuch
Schlagwörter: Abenteuer, Druide, Fillmore, NRS, Rollenspiel, Rollenspiel-Wochenende, RPG, Tagebuch, Zusammenfassung